Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit. Soll Karl Valentin gesagt haben. Dagegen ist nichts einnzuwenden.
Während eure Eltern ihr Home-Office verfluchen, werdet ihr Schüler vom Homeschooling heimgesucht. In beiden Fällen eine recht langwierige und eintönige Angelegenheit. Man sitzt den halben Tag am Rechner, allein, die Uhr tickt, man schreibt oder liest, und immer nur am Bildschirm... Und auch in eurer Freizeit läuft es vermutlich ähnlich. Vielleicht eine Runde Playstation. Vielleicht auch zwei. Dann Fernsehen. Nebenbei mit Freunden chatten. Display, Bildschirm, Touchscreen, immer mehr von dem Gleichen. Aber etwas anderes bleibt einem ja auch nicht übrig...
Denkst du! Tatsächlich kann man in häuslicher Quarantäne a) aktiv, b) kreativ und c) jenseits des Bildschirms tätig sein. Wie das geht? Unten findet ihr einige Links zu kreativen, vollwertig künstlerischen Zeitgestaltung.
Und dazu habe ich eine gute Nachricht für euch: Das, was ihr gerade durchmacht, ist für die meisten bildenden Künstler die Normalität. Sie sind Experten im allein Sein und trotzdem produktiv Sein. Sie alle wachen morgens auf, um den Tag eigenverantwortlich und ohne feste Vorgaben zu bestreiten. In häuslicher Isolation oder allein im Atelier motivieren sie sich immer wieder aufs Neue, das leere Blatt Papier, die Leinwand auf der Staffelei in Angriff zu nehmen. Wo fängt man an? Was macht man als nächstes? Wird es was oder fängt man wieder von vorne an? Und wann ist ein Bild fertig? Diese und viele andere Fragen habt ihr nun mit Künstlern gemeinsam.
Damit der erste Schritt gelingt, habe ich für euch ein paar Anregungen zusammengesucht. Für jeden ist etwas dabei: Malen, Zeichnen, Basteln, Mode, Design, Kunstgeschichte, sogar ein bisschen Berufsberatung. Lasst euch inspirieren, seid kreativ und schickt mir gern eure Bilder, damit ich sie hier hochladen kann. Viel Spaß beim Stöbern!
I. Malen nach Zahlen war gestern: Kunstpraxis in Zeiten ihrer digitalen Vermittelbarkeit
1. Bekannte Kunstwerke nachstellen!
Total witzig (auch wenn die Idee nicht wirklich neu ist): Das Getty Museum hat eine Challenge ausgerufen, bei welcher bekannte Kunstwerke nachgestellt werden sollen. Zur Inspiration könnt ihr hier ein wenig scrollen - oder auf Insta schauen.
Beim Recherchieren ist mir aufgefallen, dass viele Bilder das Klopapier thematisieren - DAS Objekt der Begierde unserer Corona-Zeit. Vielleicht auch für euch eine Idee? Oder wie wäre es z. B. mit einem nachgestellten Pissoir von Marcel Duchamp? Bevor es Proteste gibt, das sei ein Gegenstand: Die Pfeife von Magritte hat ja auch einer nachgestellt, s.o.!
Informationen und Bildbeispiele zu Challenge findet ihr hier. Oder auch unter tussenkunstquarantäne.
© Getty Museum, Los Angeles
2. An einem Manga-Wettbewerb Teil nehmen!
Bis zum 27.04. könnt ihr an einem Manga-Wettbewerb Teil nehmen. Das Thema lautet "Versprechen (Ehrenwort). "Gewinnen Sie Geldpreise, Software für digitales Malen und Zeichnen, sowie die neuesten Grafiktabletts und sogar die Chance, dass Ihr Werk veröffentlicht wird," heißt es in der Ausschreibung. Wenn das nicht verlockend ist! Hier ist der Link.
3. Besser aquarellieren lernen!
Das inspirierende Heft "Kunst+Unterricht" des Friedrich Verlags zum Thema Zuhause zeichnen und malen ist eher für Jüngere geeignet (Sek I). Das Heft gibt es hier zum Downloaden. Und hier ist ein YouTube-Tutorial extra zu dieser Aufgabe. Sehr anschaulich!
© Friedrich Verlag
4. Ein thematisches Logbuch gestalten!
Auch eine witzige Anregung: Ein eigenes Logbuch gestalten. Hier ein tolles Beispiel zum Thema Politik; ihr könnt aber genauso gut eins zum Thema Kunst erstellen - und zum Beispiel auf meiner Seite hochladen ;-) Oder einfach nur mit Freunden teilen.
© Bundeszentrale für politische Bildung
5. Tate Gallery recommend: Make It Like Warhol!
Eine total gute Idee: Selbstportrait wie vom Pop Art-Künstler Andy Warhol gestalten. Die Tate Gallery zeigt in einer witzigen Schritt-für-Schritt-Anleitung, wie es geht. Und vielleicht freuen sich eure Familienmitglieder und Freunde darüber, wenn ihr als Überraschung ein Portrait von ihnen anfertigt? Z. B. für eure Großeltern, deren Foto ihr gerade zur Hand habt? Diese und viele andere Praxis-Tipps findet ihr auf der Homepage der großartigen Tate Gallery in London, genauer gesagt hier.
© Tate Gallery, London
6. Einen Lernfilm erstellen - und Geld gewinnen!
Warum nicht mal einen eigenen Lernfilm erstellen? Und dafür auch noch Geld gewinnen? Abgabetermin ist der 1. Juni 2020. Das Thema ist frei wählbar; ursprünglich lautete es "Mobilität" - im Moment wohl schwer realisierbar ;-). Alle Formate sind erlaubt: Legetechnik, Animation, Stop Motion... Und als Bonus gibt es einen freien Zugang zu einem Musikarchiv, um eure Filme zu vertonen. Weitere Infos findet ihr hier.
© LernFilm, Luzern
7. Altmeisterlich Malen wie Cesar Santos!
Bob Ross war gestern, heute lernen wir malen vom hyperaktiven, hypertalentierten und hyper hippen Maler Cesar Santos. In seinen Erklärvideos zeigt er Schritt für Schritt, wie er altmeisterliche Maltechniken auf teils moderne Motive überträgt. Wem das Ganze zu hektisch ist, kann den Ton einfach mal abschalten. Seinen YouTube-Chanel findet ihr hier.
© Cesar Santos
8. Bubble Art ausprobieren!
Eine witzige experimentelle Maltechnik kursiert gerade im Netz: Malen mit Seifenblasen. Dafür braucht ihr nur Farbe (egal welche!) und etwas Flüssigseife, eventuell noch ein paar Strohhalme, aber auch sie sind kein Muss. Wie genau das Ganze funktioniert, erfahrt ihr zum Beispiel hier.
9. Perspektive mit einem genialen Trick lernen!
Wer schon mal an der Zwei-Fluchtpunkt-Perspektive verzweifelt ist, wird sich über diesen Trick freuen: Man nehme zwei Gummibänder und zwei Pinn-Nadeln, und schon läuft es wie am Schnürchen. Beziehungsweise wie am Gummiband. Eins der vielen Tutorials zu dieser Methode findet ihr hier.
10. Kleines Blatt, große Wirkung: Briefcouverts gestalten!
Eine kreative Idee, die verbindet: Kreiere deinen eigenen Briefumschlag - und verschicke analoge Briefe an Freunde und Familienangehörige! Die Couvert-Gestaltung kann dabei ganz individuell sein. Du kannst diese Schablone benutzen, um ein großes Foto (etwa aus einer Illustrierten) zu einem effektvollen Briefumschlag zu verarbeiten. Oder zum Beispiel die oben vorgestellte Bubble-Technik anwenden. Oder ein Stück Tapete verarbeiten. Oder eine Einkaufstasche. Lass dir was einfallen! Eine Couvert-Schablone findest du z. B. hier.
© Nord-Süd-Verlag
11. Ein Buch mit fantastischen Tierwesen kreieren!
Das kann man gut als Familienprojekt machen: Ein eigenes Buch der fantastischen Tierwesen gestalten. Die Spielregeln sind dabei ganz flexibel: Zum Beispiel können die jüngeren Geschwister Bildvorlagen ausmalen, die zum Downloaden angeboten werden (unten), während ältere Familienmitglieder ein eigenes Fabeltier gestalten. Oder ältere Geschwister zeichnen vor und die jüngeren malen aus? Oder man wechselt sich beim Malen ab? Oder jeder zeichnet sein eigenes Tier, danach werden die Zeichnungen kopiert bzw. abgepauscht, und dann kann jeder sein eigenes Heft ausmalen, in dem von allen etwas dabei ist. Vorlagen findest du hier.
© Nord-Süd-Verlag
12. Spaß mit Mathe: Mathematik zum Anfassen!
Hand aufs Herz: Ihr wolltet schon immer ein abgestumpftes Dodekaeder basteln. Nein? Doch? Vielleicht? Diese und viele anderen Bastelanleitungen findet ihr auf Mathematikum (Downloads -> Klare Kante). hier ist der Link.
© Mathematikum
13. Eine Light Box erstellen!
Mal wieder eine gute Idee von Arnold, von dem viele nützliche YouTube-Videos zu Kunst stammen: Mit einem Schuhkarton und ein paar Handgriffen lässt sich ein schönes Lichtobjekt erstellen, das vielleicht etwas Licht ins Dunkle eures Zimmers bringt. Das hilft zum Beispiel beim Aufräumen ;-) Die Anleitung dazu findet ihr hier.
Eine etwas aufwändigere Variante für Fortgeschrittene findet ihr hier.
© Arnold
14. Color our Collections! Ausmalbilder für Psychopathen und die, die es noch werden wollen
Eine total geniale Idee und eine tolle Kooperation verschiedener Museen: Ausmalbilder nach mittelalterlichen und neuzeitlichen Bildern zu Medizin, Naturwissenschaften, Geschichte, Kunst und vieles mehr. Damit kann man eine ganze Zimmerwand volltapezieren (und sich innerhalb seiner Familie endgültig als Freak positionieren). Die Seite links stammt zum Beispiel aus einem medizinischen Werk, das in der Nationalbibliothek von Chile aufbewahrt wird. Wann seid ihr schon das nächste Mal da? Den Link zu den Ausmalbilder für fortgeschrittene und angehende Freaks findet ihr hier.
15. Ausmalbilder für alle!
Falls euch die Ausmalvorlagen oben zu speziell sind, könnt ihr euch mit ganz harmlosen und unverfänglichen Blümchen- und Bienchen-Vorlagen eindecken, und zwar hier.
16. Eigene GIFs mit Kunstwerken erstellen!
Eine ausgesprochen unterhaltsame Idee von Europeana: Auf der Grundlage bekannter Kunstwerke (je bekannter, desto wiedererkennbarer) könnt ihr eure eigenen GIFs gestalten und somit etwas Action ins Spiel bringen. Wie genau man dabei vorgeht, erfahrt ihr hier.
17. Erzähle die Migrationsgeschichte deiner Familie!
Es ist eine sehr rührende Idee: Lade ein Foto von einem Gegenstand hoch, der etwas über die Migrationsgeschichte deiner Familie erzählt, und verfasse einen Text dazu. Diese kannst du dann hier anonym veröffentlichen - und Teil der großen europäischen Migranten-Community werden.
© Europeana
18. Eat Art: Kunst aus Schokolade machen!
Darüber freut sich nicht nur der Kunstliebhaber: Aus weißer, Vollmilch- und Zartbitter-Schokolade lassen sich Kunstwerke im Stil von Jackson Pollock gießen. Dripping Painting zum Anbeißen! Die Anleitung dazu findet ihr hier.
© Tate Gallery, London
19. Mache bei einer Corona-Challenge mit!
Wer hätte es gedacht: Corona verbindet. Überall auf der Welt sitzen gerade mega viele mega kreative Köpfe zuhause - und langweilen sich. Mach bei einer ihrer Corona-Challenges mit, oder lanciere deine eigene. Jeden Tag eine Collage gestalten? Neue Zeichentechicken zusammen ausprobieren? Einen Corona-Tagebuch führen? Eine Linksammlung zu laufenden Challenges findest du hier.
20. Dreh' in deinem Zimmer ein Extremsport-Video!
Extremsportarten gehören nach draußen - oder nicht? Philipp Klein zeigt, dass dem nicht so ist: Er dreht ein Bergsteigervideo in seinen eigenen vier Wänden. Ich finde, die Idee schreit nach einer Challenge. Klebt euer Handy an die Deckenlampe, holt ein paar Sportgeräte und andere Accessoirs und dreht ein eigenes Video, das euer Zimmer in ein Abenteuer-Spielplatz verwandelt. Surfen? Segeln? Gleitschirmfliegen? Eurer Fantasie sind keine Grenzen gesetzt! Das Video dazu könnt ihr oben sehen - oder hier. Mit Ton!
© Philipp Klein
II. Kunst und Theorie: Das Kunstwerk in Zeiten seiner digitalen Reproduzierbarkeit
1. Mode und ihre Schattenseiten kennenlernen!
Wer sich für Mode interessiert, sollte nicht nur ihre Schokoladenseiten kennen. Das Museum für Kunst und Gewerbe hat eine Ausstellung zum Thema "Fast Fashion: Schattenseiten der Mode" konzipiert. Shoppen wird nie wieder dasselbe sein! Den virtuellen Zutritt zur Ausstellung findet ihr hier.
© Museum für Kunst und Gewerbe, Hamburg
2. Berufsberatung für Digital Natives!
Robotik, künstliche Intelligenz, Science-Fiction: Welche neuen Berufsfelder gibt es für Digital Natives? Da können wir Eltern und Lehrer euch nicht weiterhelfen, denn "zu unserer Zeit hat's so etwas nicht gegeben!" (Diesen Altherren-Spruch wollte ich schon immer mal los werden). Zum Glück gibt es ein Infoportal für diese schönen neuen Berufswelten: Halb ernst, halb spielerisch werden in der Ausstellung "Out of Office" Wirkungsfelder für digital affine junge Menschen vorgestellt. Vielleicht ist da etwas für euch dabei? Den Link dazu findet ihr hier.
© Museum der Arbeit, Hamburg
3. Ausstellungen besuchen! Deutschlandweit! Umsonst!
Viele deutsche Museen haben gerade virtuelle Ausstellungs-Rundgänge (wie oben zu Rembrandt), digitale Bildarchive, Kataloge, Infotexte u. a. auf ihren Seiten hochgeladen. Hochaufgelöst und hoch interessant. Einen guten Überblick über diese Angebote vermittelt die Seite der Westermann Gruppe. Hier werden viele große (und kleine) deutsche Museen nach Bundesländern sortiert, klickt euch mal bei Gelegenheit durch. Den Überblick findet ihr hier.
© Westermann Gruppe
4. Sich Überblick über Kunstepochen verschaffen!
Ihr habt euch schon immer einen Überblick über verschiedene Kunstepochen gewünscht, seid aber noch nie dazu gekommen? Einen gelungenen Einstieg in das Thema, mit vielen Bildern und kurzen, informativen Texten, findet ihr zum Beispiel hier.
5. Fernstudium aus nächster Nähe: hochaufgelöste Bildarchive
Stichwort hohe Auflösung: Aktuell sind viele Werke verschiedener Künstler online verfügbar, und zwar in einer noch nie dagewesenen Qualität. Wie sind sie gemacht? Was versteckt sich in ihren dunkelsten Ecken? Und mit welchen Materialien hat der Künstler gearbeitet? Ihr könnt sie ganz genau anschauen - und vielleicht auch für die eigene Praxis etwas mitnehmen. Hochaufgelöste Kunstwerke findet ihr unter anderem hier.
Oben: Soledad Beltrám: Fruto Nr. 1, 1978, Museum of Contemporary Art Bogotá, Columbien.
6. Verliebt in... van Gogh
Ihr liebt Gemälde von Vincent van Gogh? Ihr seid damit nicht allein! Das Potsdamer Barberini-Museum hat eine sehr übersichtliche und informative Seite zu van Goghs Stillleben gestaltet. Den Link dazu findet ihr hier.
Und wer nicht genug van Gogh bekommen kann, wird vielleicht auf der Seite des Van Gogh Museums in Amsterdam fündig. Hier ist der Link.
© Museum Barberini, Potsdam; Van Gogh Museum, Amsterdam
7. Verliebt in... Monet
Das Museum Barberini in Potsdam hat eine hervorragende Retrospektive zu Claude Monet hochgeladen. Die hochaufgelösten Bilder vermitteln einen haptischen Eindruck von Monets Malweise. Sein Pinselduktus ist auf manchen Abbildungen besser erkennen als auf den Originalen, zu denen man bei analogen Ausstellungen immer einen Anstands-Abstand halten muss. Mehr dazu findet ihr hier.
© Museum Barberini, Potsdam
8. Verliebt in... Rembradt
Die "Digitale Kunsthalle", von ZDF initiiert, präsentiert gerade vier virtuelle, wechselnde Ausstellungen, etwa zum barocken Maler Rembrandt. Diese Bildershow wird gerade in Wallraf-Richartz-Museum in Köln gezeigt - aus gegebenem Anlass digital. Man kann als Besucher durch die Räume navigieren und Informationen zu den ausgestellten Bildern abrufen. Und keiner steht vor einem und versperrt die Sicht!
Den Zutritt zur Rembrandt-Ausstellung findet ihr hier.
© Wallraf-Richartz-Museum, Köln
9. Schauspiel und Kunst vereint: eine bühnenreife Städel-Führung
Eine ausgesprochen unterhaltsame Führung durch die Sammlung des Städel Museums mit und von Sebastian Blomberg. Kostenfrei, informativ und absolut einmalig! Unbedingt den Ton einschalten. Den Link dazu findet ihr hier.
© Städel Museum, Frankfurt am Main
Statt eines Schlussworts ein Schlussbild - und viel Spaß!
Oben: Meret Oppenheim: Breakfast in Fur, 1936. Assemblage, MoMA, New York
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